Die Erker Mühle
Der Flehbach
Zu den Bächen, die aus der Bergischen Heideterrasse kommen,
die Niederterrasse erreichen und dem Rhein zustreben – wobei
einige vorher versickern – gehört auch der Flehbach.
Sie alle speisen sich durch die zum Bergischen Land hin rasch
ansteigenden Niederschlagsmengen, deren Überschuß
sie in unterschiedlich großen
Fließgewässern nach Westen ableiten.
Eine direkte Quelle hat der Flehbach allerdings nicht. Aus feuchtem
Boden im nördlichen Königsforst entwickeln sich
– einige hundert Meter voneinander entfernt –
Holzerbach und Großer Wahlbach. Ihre Vereinigung oberhalb des
Kettners Weihers ist der Beginn des Flehbaches. Auf seinem weiteren Weg
nimmt er noch den Kleinen Wahlbach und den Böttcherbach auf
und fließt in zahlreichen Mäandern durch den
Königsforst der Niederterrasse entgegen, die er am Mauspfad
zwischen Brück und Rath erreicht.
Hier ist der Ort, wo eine der beiden Mühlen, die vom Wasser
des Flehbaches betrieben wurden – die Erker Mühle
– in vergangenen Zeiten lief. Die andere, die
Flehbachmühle, lag ein wenig oberhalb, nahe des heutigen
Kinderdorfes. Daß an der Strunde nahezu vierzig
Mühlen ihre Arbeit verrichteten, hing mit dem Untergrund
dieses Baches zusammen, der außergewöhnlich
kalkhaltig war und dementsprechend das Wasser auch bei
unterschiedlichen Wetterbedingungen zur Verfügung hielt.
Obwohl die Erker Mühle gegen Ende des 19. Jahrhunderts (im
Jahre 1898) geschlossen wurde, blieb der gesamte Bereich, der damals
noch zu Rath gehörte, ein beliebtes Ausflugsziel. Die
Mühlengewässer dienten als Kahnweiher, und das
Mühlrad lief noch bis in die fünfziger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts. Beiderseits des Mauspfades gab es Cafes,
Gaststätten und zeitweise einen großen Campingplatz.
Zu der Stelle, wo heute der Parkplatz liegt, führte
während des Zweiten Weltkrieges eine Rollbahn vom Fliegerhorst
Ostheim. Hier wurden Kampfflugzeuge abgestellt oder munitioniert.
Die
Erker Mühle
Schon vor fast 200 Jahren wurde die östlich am Mauspfad
liegende Erker Mühle erwähnt. Nachdem die
Preußen die Verwaltung im Rheinland übernommen
hatten, legten sie 1826 einen
„Mühlen-Kataster“ an, also ein Verzeichnis
aller elf Mühlen in der damaligen Gemeinde Merheim, zu der
auch Brück gehörte. Dort ist an erster Stelle die
Aercker Mühle, Mahl- und Getreidemühle,
oberschlächtig
aufgeführt. Ihr Eigentümer war ein gewisser Wilhelm
Busch, der schon 1804-1806 im alten Merheimer Kirchenbuch erscheint,
weil er als „molitor“ (Müller) zu Strunden
wohnte. Die Mühle verfügte zwar über zwei
Mahlwerke („Mahlgänge“), von denen aber
nur eines gebraucht werden konnte. Weiter heißt es:
„Der Wassermangel tritt bei dieser Mühle sehr oft
ein. Bei geringster trockener Witterung steht dieselbe Mühle
[wegen] des niedersten Wassers oft Monate lang still. Bei
großem Wasser kann dieselbe nur mittelen betrieben
werden“. Auch später heißt es immer
wieder, dass die Mühle bei anhaltender Dürre im
Sommer oft lange stillstehen muss.
1829 ist die „Aercker
Mühle“ eine unterschlächtig betriebene
„Fruchtmahlmühle“. 1837 ist Josef Heymann
Eigentümer, und es wird vermerkt, dass sich das Wasser des
Flehbachs unterhalb der Mühle „in den Saatfeldern
gänzlich verliert“. 1839 genehmigt die
Steuerdirektion eine Ermäßigung der
Mühlensteuer wegen des häufigen Wassermangels.
1835 hatte Josef Heymann, der bereits die Hälfte der
Mühle besaß, auch die andere Hälfte
für 500 Taler von Wilhelm Busch erworben, von dem er in den
folgenden Jahren noch mehrere andere Grundstücke kaufte. 1851
ließ er westlich des Mauspfads ein neues, fast quadratisches
Wohnhaus errichten, dessen Straßenfront 10,2 m lang war.
Heymanns Grundbesitz an der Erker Mühle umfasste insgesamt
knapp 3 Hektar (11 preuß. Morgen, 49 Quadratruten, 60
Quadratfuß).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselte die
Mühle dann mehrfach den Besitzer: 1867 kaufte sie Joseph Kruth
aus Burscheid, der sie aber schon zwei Jahre später wieder an
Alexander Barella veräußerte. Es folgten 1870 Adolph
Malmede aus Rheinkassel, 1871 Adolph Malmede aus Feldkassel, 1873 Peter
Joseph Leyen, Müller in Pulheim, 1876 Nathan Rothschild
Söhne, Immobilienhändler in Köln. Rothschild
ließ das Haus westlich des Mauspfads abreißen und
dort einen Neubau mit 8,23 m Straßenfront errichten. Die alte
Mühle östlich des Mauspfads wurde um einen kleinen
Anbau erweitert. Sofort danach verkaufte er alles an den
Mülheimer Kaufmann Paul Holz, der auch als
„Mühlenbesitzer zu Rath“ bezeichnet wird.
1880 wird Peter Breidenbach als „Müller zu
Erkermühle“ genannt, der von Paul Holz einige
Grundstücke erwarb.
Wann die alte Erker Mühle errichtet wurde, wissen wir nicht.
Vieles spricht aber dafür, dass sie erst nach 1800 ge baut
wurde.
Die erste preußische Landvermessung von 1825
(„Urriß“ von J. Schnabel) lässt
zwar dort ein Gebäude erkennen, aber ohne direkten Bachzugang
und wohl auch ohne Mühlengraben. Eigentümer war der
bereits oben genannte Wilhelm Busch. Der Name
„Erker“ Mühle stammt von dem alten
deutschen Wort „Erk“ oder
„Ark“, womit ein Wehr gemeint ist, mit dem das
Wasser eines Baches aufgestaut wird, das dann über eine Rinne
zum Mühlrad abgeleitet werden kann. In der Gemeinde Schophoven
bei Jülich gibt es übrigens eine Burg
„Müllenark“, ehemals Sitz der Edelherren
v. Mpoelenark.
Oberhalb der Erker Mühle, im alten Gemarkenwald
„Brücker Hardt“, gab es eine weitere
Mühle, die heute ebenfalls verschwunden ist, die
„Flehbachmühle“. Sie lag dort, wo heute
der Flehbachmühlenweg den Flehbach kreuzt. Vor knapp 200
Jahren gehörte die Mühle mit etwas umliegendem
Ackerland einem Herrn Christen aus Lustheide, 1831 dessen Erben. 1855
war Gastwirt Heinrich Heyberg aus Lustheide Eigentümer.
An dieses kleine Flurstück „Flehbachs
Mühle“ angrenzend lag das Flurstück
„An der Flehbachs Mühle“,
ungefähr dort, wo heute das Kinderheim ist. Mehr als die
Hälfte dieses Flurstücks gehörte Mitgliedern
der alten Brücker Familie Marcelli, Schon auf einer alten
Karte des Königsforstes aus dem späten 18.
Jahrhundert werden „Marcelli Wiesen“ am Flehbach
erwähnt.
Zusammenstellung durch Franz Josef Burghardt und Hans Kirsten. Quelle:
Hist. Archiv der Stadt Köln, Bürgermeisterei Merheim,
Mühlen-Kataster, und frdl. Mitteilung von Herrn R. Gier, Stadt
Köln, Amt für Liegenschaften (u. a. nach Hist. Archiv
der Stadt Köln, Best. 480, Nr. 544-548. HStA
Düsseldorf, Reg.-Bez. Köln Katasterbücher
Nr. 10982 (Flurbücher der Gemeinde Refrath), Flur Nr. I
genannt Frankenforst, u. Nr. 10972 (Mutterrolle).